Fremd - und doch mit großer Herzlichkeit

10/30/2009 // Susanne und Sebastian Triesch (Bochum / Deutschland)

Für uns ist es bis heute unglaublich, mit welcher Unbefangenheit und Wärme es die Menschen in Mondesa es verstehen, ein wundervolles Hochzeitsfest auszurichten, auch wenn es keine eigenen Verwandten sind. Besser hätte unsere Hochzeit nicht verlaufen können!

Im Hotel in Swakopmund hatten wir zwischendurch auch ein mulmiges Gefühl, zu heiraten, ohne dass Eltern und Freunde dabei sind. Aber wir waren immer viel zusammen gereist und wollten die standesamtliche Hochzeit in Namibia zu "unserer Sache" machen. Es stellte sich heraus, dass sich viele - uns völlig fremde Menschen - aufrichtig mit uns freuen und uns einen unvergesslich schönen Tag bereiten würden. Die Standesbeamtin beließ es nicht bei einem schlichten "Ja" , sondern ließ uns gegenseitig ein persönliches Ehegelöbnis nachsprechen. Floyd - unser Reiseführer, der uns bereits eine Woche durch Namibia begleitet hatte, war unser Trauzeuge, gemeinsam mit Christine, einer seiner Cousinen.

Wir fuhren nach einem Sektempfang in der Wüste und am Strand für unsere Hochzeitsfeier ins benachbarte Township Mondesa und drehten dann doch eine Ehrenrunde, denn unsere Gastgeberin hatte noch ihre Lockenwickler im Haar. In solchen Situationen hätten wir uns in Deutschland, wo alles streng nach Plan geht, vielleicht geärgert. Hier jedoch fühlten wir uns zu jeder Zeit umsorgt und nutzten so die Zeit für etwas anderes - Cart-Fahren, Kaffee-trinken und einen Kindergarten besuchen. Den Nachmittag verbrachten wir tanzend bis zum Sonnenuntergang bei einer mittlerweile frisch frisierten - Gastgeberin und ihrem Ehegatten, die uns in ihr Haus eingeladen hatten. Es waren Nachbarn da und alle hatten feinste Festtagskleidung angelegt.

Wir verteilten eine Buttercreme-Torte mit unseren Initialien in Schokoschrift. Für Susanne gab es als Braut ein Tuch, das verheiratete Damarafrauen sich um den Kopf wickeln. Immer wieder wurden wir beglückwünscht, gedrückt und geherzt! Wir fuhren ein paar Blöcke weiter und wurden auch im nächsten Haus wieder mit einem Konfettiregen empfangen, als wir aus dem Taxi stiegen und ein Chor uns mit einem Ständchen empfing. Mit Lampignons und Kerzen war es innen und außen gemütlich beleuchtet, zwei Korbsessel waren extra für uns hergerichtet, und auf einem Plakat sahen wir wieder unsere Initialien - zusammen mit dem namibischen Wappen und einer Oryxantilope. In einem dreibeinigen Topf brutzelte ein leckeres Hochzeitsgericht über offenem Lagerfeuer. Und auch hier genossen wir wieder eine Hochzeitstorte zum Dessert. Der Chor mit knapp 30 Kindern und Jugendlichen ließ mit traditionellen Liebesliedern eine feierliche und ruhige Stimmung entstehen und zu jedem Stück erzählte uns der Chorleiter eine Geschichte.

African Desk: Susanne und Sebastian sind 2011, 2014 und 2018 wieder nach Namiba gereist. Zuerst mit den Eltern, dann mit den eigenen Kindern.